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Ziele

1. Ressourcen­akti­vierung


Das Atelier bietet Raum für die persönliche Weiterentwicklung

Alt werden wir nicht nur im Alter. Wir entwickeln uns über die ganze Lebensspanne hinweg. Diese Verläufe bringen stets Gewinne und Verluste, Differenzierung und De-Differenzierung mit sich.
Hochaltrige Menschen haben immer auch ein beträchtliches Reifungspotenzial. Sie stehen vor Aufgaben, deren Lösung für ein gelingendes Leben ebenso wichtig ist, wie die Lösung der jeweiligen Aufgaben in den früheren Lebensphasen.
Im Alter kommt es häufig noch einmal zu bedeutenden Veränderungen der Persönlichkeit – vergleichbar mit den Entwicklungsschritten in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter. Die Erschließung der vorhandenen kognitiven und emotionalen Ressourcen ist daher wünschenswert.

Fortbildung gehört zu den wenig beachteten Grundbedürfnissen im Alter

Viele Teilnehmerinnen, die sich meist noch nie mit der Bildenden Kunst beschäftigt haben, erhalten Zugang zu dieser Schatzkammer der Menschheit. Gemeinsame Bildbetrachtungen von Werken aus allen Epochen der Kunstgeschichte mit Hilfe von großen Gemäldefotos haben sich als Anregung zum Austausch und zum eigenen Malen vielfach bewährt – eine entspannte und alltägliche Form des Museumsbesuches.
Im Atelier erhalten die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, die Tempera- und Aquarellmalerei, das Zeichnen mit der Feder und mit Kohle, Rötel oder Pastellkreiden zu erlernen. Sie beschäftigen sich mit Farbenlehre, Komposition und Perspektive.

Der Ateliertreff bietet Gelegenheit für den persönlichen Ausdruck

Die Aneignung künstlerischer Mittel im Atelier ermöglicht den Teilnehmerinnen schrittweise auch den bildnerischen Ausdruck der wahrgenommenen Umwelt und ihrer inneren Welt. Ein gelungener Selbstausdruck ist ein tief beglückendes Ereignis. Nicht das Schönheitsempfinden des Kunsttherapeuten soll sich im Bild durchsetzen, sondern der authentische Ausdruck der Schöpferin. Die Malerinnen entwickeln nach einigen Monaten der Arbeit von selbst eine faszinierend eigene, unverwechselbare künstlerische Handschrift.

Jede Malerin bestimmt ihr Tempo selbst

Ein wichtiger Vorzug der Malerei ist, dass die Teilnehmerinnen sich Zeit lassen können. Viele Schwierigkeiten älterer Menschen entstehen einfach dadurch, dass Kontaktpersonen in jeder Hinsicht zu schnell agieren. Wer zum Pinsel greift, ihn in die Farbe taucht und dann seine farbigen Spuren auf einem Blatt Papier hinterlässt, taucht in die Welt der Bilder ein. Was die Malerin gemalt hat, das bleibt sichtbar. Sie kann es immer wieder ansehen und gewinnt ein Gegenüber, das ihr antwortet. Ihre Malspur bleibt bestehen und sie hat alle Zeit, die sie braucht, um sie weiterzuführen - in ihrem eigenen Tempo und auf ihre eigene Art.

Die Teilnehmerinnen übernehmen die Führung

Im Atelier wird es möglich, ein Experimentierfeld zu schaffen, auf dem sich die Teilnehmerinnen als selbst gestaltend und selbst wirksam erleben können. Beim Malen üben sie endlich wieder einmal in einem Bereich ihres Lebens die Kontrolle aus. Sie werden in ihrer Selbständigkeit und in der Übernahme von Eigenverantwortung gestärkt.
Frühere und gegenwärtige Stärken werden im bildnerischen Prozess sichtbar. Die Teilnehmerinnen werden dadurch angstfreier, fassen Vertrauen zu sich selbst und treten auch in anderen Lebensbereichen wieder entscheidungsfreudiger auf.

Die Projektarbeit hilft dabei, eigene Weisheitskompetenzen zu erschließen

Eine bedeutsame Ressource für die Bewältigung von Lebensbelastungen und Anpassungsstörungen im Alter sind Weisheitskompetenzen. Unter Weisheit verstehe ich ein Expertentum im Umgang mit den schwierigen Fragen des Lebens, wie zum Beispiel Fragen der Lebensplanung, Lebensgestaltung und Lebensdeutung. Weisheit dient der Lebensbewältigung und der Überwindung von Widrigkeiten.
Doch Weisheit wird immer nur im Kontakt mit anderen Menschen erzeugt. Weisheit muss benötigt und abverlangt werden. Die im Atelier tätige Gruppe bietet ein Milieu, in dem sich Weisheit entwickeln kann. Sie findet Ausdruck in den Bildern und in den zugehörigen Gesprächen. Dies kann dann für alle Beteiligten, auch für Menschen mit Demenzen, ein beglückendes und nährendes Erlebnis werden.

Beim Malen und während der gemeinsamen Bildbetrachtung erhalten die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, über sich und ihre Erfahrungen und Gedanken zu sprechen. Sie gewähren und erfahren Solidarität. Sie geben und erhalten Hilfe bei den anstehenden Veränderungen und bei der Kompensation von beginnenden Einschränkungen durch den altersbedingten körperlichen Abbau oder durch Erkrankungen.