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Ziele

2. Stabilisierung des emotionalen Gleichgewichts


Die eigene Situation verstehen, meistern und als sinnvoll erleben

Die Forschungen von Aaron Antonovsky zur Salutogenese zeigten, dass Menschen psychische Extrembelastungen gesund überleben können, wenn es ihnen gelingt, ihre Umwelt zu verstehen. Außerdem ist das Gefühl wichtig, die gegebenen Anforderungen meistern zu können. Und drittens ist es wichtig, dass der betreffende Mensch einen Sinn in seinem Leben unter den schwierigen Bedingungen sieht.
Wer gesund bleiben oder werden will, sollte gesunde Gedanken hegen. Damit meint Antonovsky die Fähigkeit, in einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit immer wieder hin- und herzupendeln, nicht aber gedanklich im Kranksein zu versinken.
Trotz belastender Erfahrungen im Pflegeheim und trotz ihrer Erkrankungen können die Bewohnerinnen und Bewohner dahin gelangen, ihre Situation zu verstehen, zu meistern und als sinnvoll zu erleben – und so ihre Heiterkeit, ihren Mut, ihre Leichtigkeit immer wieder finden. Kunst·Zeit·Alter soll hierfür Impulse setzen.

Positive Gefühle erleben

Das emotionale Wohlbefinden hier und jetzt, die emotionalen Inhalte überhaupt werden von älteren Menschen viel stärker beachtet und höher gewichtet als früher. Emotionale Inhalte werden auch wesentlich besser erinnert als nichtemotionale. Die Arbeit in Kunst·Zeit·Alter ist gekennzeichnet durch Humor, durch die Wahrnehmung von Schönheit, durch Lebendigkeit und Vergnügen. Sie soll Abwechslung, aktive Unterhaltung und möglichst vielfältige sinnliche Anregungen bieten und damit einen Beitrag zur Erhaltung und Sicherung einer möglichst guten Lebensqualität leisten.

Den jetzigen Augenblick erleben

Wenn wir uns gedanklich überwiegend in der Vergangenheit oder in der Zukunft bewegen, übersehen wir leicht den gegenwärtigen Augenblick. Wir übersehen damit den einzigen Moment, den wir wirklich beeinflussen und gestalten können. Das künstlerische Naturstudium von Blumen, Herbstblättern, Früchten, Gemüse, Brot oder Gefäßen erleichtert den Teilnehmerinnen das Verweilen im gegenwärtigen Moment. So bietet das Atelier auch einen Weg zu mehr Achtsamkeit im Jetzt.

Vitalität aktivieren

Die regelmäßige Atelierarbeit ermöglicht es, dass die Bewohnerinnen mit ihrem Tagesablauf zufriedener sind und ihn als sinnvoll erleben, dass sie ihrer Sinne wieder gewahr werden, ihre vorhandenen Fähigkeiten und das persönliche Wissen und Können erhalten bleiben. Dem Malen wohnt eine beträchtliche Dynamik inne. Wer sich darauf einlässt, spürt mehr Wachheit, empfindet die eigene vorhandene Energie, die Vitalität, die man ausleben kann, das bislang noch ruhende, nun aktivierte Potenzial.

Lebenswege wertschätzen

Die Kunsttherapie verfügt über viele methodische Möglichkeiten, Kontinuität und Wandel auf dem Lebensweg eines Menschen in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sichtbar zu machen, gemeinsam zu betrachten und besser zu verstehen. Die Bewohnerinnen haben anregende und ermutigende Gemeinschaftserlebnisse in der Gruppe, fühlen sich als Teil einer Generation mit wertvollen kulturellen Traditionen und gemeinsamen zeitgeschichtlichen Erfahrungen.

Gemeinsam das Ganze des Lebens sehen

Die Gruppe spricht über positive, stärkende Lebensereignisse, wie auch über Abschied, Verlust, Verzicht, das Fortschreiten von Erkrankungen und das Lebensende – und ermöglicht so die Integration dieser Lebensaspekte. Integrität ist nach Erik H. Erikson der Höhepunkt einer gesunden Selbstentwicklung. Erikson beschreibt diesen seelischen Zustand als Annahme seines einen und einzigen Lebenszyklus. Als Formel für die erreichte Integrität findet Erikson den Satz: „Sein, was man geworden ist; wissen, dass man einmal nicht mehr sein wird.“

Hoffnung aufbauen

Wenn einzelne Teilnehmerinnen davon erzählen, wie es ihnen nach einer Erkrankung wieder besser geht oder wie sie sich an die neue Situation im Heim gut gewöhnen können, so weckt dies Hoffnung und hat eine modellhafte Vorbildfunktion für Menschen, die in einer bedrohten Lebenssituation stehen und mit chronifiziert erscheinenden Krankheiten leben müssen. Dies schafft Mut für den eigenen schwierigen Prozess.

Mit dem Körper befreundet sein

Die tägliche Auseinandersetzung mit den körperlichen Veränderungen ist im Alter unabweisbar. Sie ist nach Gereon Heuft eine Entwicklungsaufgabe älterer Menschen und gleichzeitig auch ein Motor für die persönliche Weiterentwicklung. Körperliche Veränderungen sind nicht nur kognitiv zu bewältigen. Sie müssen auch unter dem Aspekt des Selbstwertes verarbeitet werden. Das ist leicht gesagt und schwer getan.

Zur Bearbeitung der Gegenwart im Angebot Kunst·Zeit·Alterr gehört es daher, die Körperwahrnehmung zu fördern und deren Ausdruck in Wort und Bild zu initiieren. Dies ermöglicht den Teilnehmerinnen, ein neues Verständnis von sich zu erarbeiten und Wertschätzung und Achtung für sich aufzubringen. Hochaltrige Menschen kommen nicht umhin, ihre Identität neu zu definieren. Dieses Gefühl von Identität kann im Bild vergegenständlicht werden und dann auch besprochen werden.